Diese Studie soll zeigen, dass sich die herkömmliche weibliche Lebensführung zwar auflöst, dass aber gleichzeitig neue Handlungsorientierungen und neue Normen entstehen. Für junge Frauen ist Lebensplanung einen neue Erfahrung und zugleich eine Anforderung, der sich keine gänzlich entziehen kann.
"Die Modernisierung der Lebensformen lässt auf einen wachsenden Bedarf an Haushaltsdienstleistungen schließen. Dennoch ist trotz finanzieller Förderung bzw. steuerrechtlicher Begünstigungen für die Nachfrageseite bisher kein regulärer Arbeitsmarkt für Haushaltsdienstleistungen entstanden. Der Beitrag untersucht - gestützt auf die 2007/2008 erhobenen Daten und Befunde einer empirischen Studie - die potenzielle Nachfrage nach Haushaltsdienstleistungen bzw. ihr entgegenstehende Hemmnisse. These war, dass sozio-kulturelle Einstellungen die Inanspruchnahme von Dienstleistungen im privaten Raum blockieren. Die Nachfrage wird demnach nicht nur über den Preis reguliert, sondern auch von Gewohnheiten, Einstellungen und Deutungsmustern beeinflusst. Hierzu wurden städtische Haushalte in Ost- und Westdeutschland zum einen mit Hilfe qualitativer, leitfadengestützer Interviews befragt. Zum anderen erfolgte eine repräsentative quantitative Erhebung. Die Untersuchung bestätigte die Ausgangshypothesen. Dennoch gibt es Anzeichen dafür, dass sich eine künftige Nachfrage nach regulär verfasster Dienstleistungsarbeit entwickeln kann." (Autorenreferat)
Mit "Zeitsouveränität" wird die vollständige Selbstbestimmung über die Arbeitszeit benannt, die sich in bestimmten Arbeitszusammenhängen durchgesetzt hat. Die Rede von der Zeitsouveränität bedeutet nicht, (viel) Zeit zur freien Verfügung zu haben. Vielmehr unterstellt Zeitsouveränität: man hat etwas zu tun und ist in Kooperationsbeziehungen eingebunden. Der Begriff ist nur sinnhaft, wenn er nicht auf Freizeitbeschäftigungen angewandt wird. Der vorliegende Beitrag beschreibt eine Arbeitssituation, die von zwei Elementen geprägt ist: (1) Es geht um eine verbindliche Aufgabe, deren Bearbeitung nicht willkürlich unterbrochen oder aufgegeben werden kann (außer bei vollständig selbst gesetzten Aufgaben z.B. denen eines Künstlers). (2) Die Strukturierung längerer Zeiträume ist den Arbeitenden überlassen, und sie müssen daher die Zeitdimension ihrer Arbeit reflektieren. Selbstbestimmung der Arbeitszeit ist vor allem ein immanent notwendiges Merkmal moderner Wissensarbeit. Anschließend wird kurz die Arbeitszeitentwicklung in der Bundesrepublik und vor diesem Hintergrund die Entfaltung der arbeitssoziologischen Debatte zu Zeitsouveränität rekonstruiert. Zum Verständnis dieser Semantik wird dann auf die moderne Wertschätzung von Individualität und "Selbständigkeit" (selbst und ständig) hingewiesen. Abschließend werden die Ergebnisse in der These zusammengefasst, dass die in Begriffen von Selbstbestimmung und Souveränität gefasste Deutung des posttayloristischen Zeitregimes ein Element einer neuen Rechtfertigungsordnung nach Luc Boltanski und Eve Chiapello (in 'Der neue Geist des Kapitalismus') darstellt. (ICA2)
Die Autorin plädiert in ihrem Beitrag "für einen neuen gesellschaftlichen Status von care (familialer Sorgearbeit), der mit einer Ausweitung sozialer Rechte und mit den Zielen einer gender-gerechten Gesellschaft einhergeht". In einem ersten Schritt wird aufgezeigt, wie die Sozialpolitik des konservativen bundesdeutschen Wohlfahrtsstaates durch die einseitige Ausrichtung der Erwerbstätigkeit auf die Männer und einen zu eng gefassten Begriff von Sorgearbeit "die sozialen Anrechte und Handlungsrechte derjenigen (zumeist Frauen) begrenzt, die die familiale Sorgearbeit übernehmen, und sie als 'Abhängige' konstruiert". Des weiteren werden die Folgen einer solchen Fokussierung für den Diskurs zur Zukunft der Arbeit dargestellt. Im Mittelpunkt dieser Überlegung steht das Verhältnis von Erwerbsarbeit zu nicht-erwerbsförmigen Tätigkeiten und die Frage der entsprechenden Zuordnung von Ressourcen und Rechten. In einem dritten Schritt erfolgt nach einer kurzen Begriffsbestimmung von Abhängigkeit eine Analyse der sozialen und biographischen Bedeutung von Erwerbsautonomie und Bindung bei jungen Frauen. Im Anschluss wird die Einstellung jener Gesellschaftsgruppe zu der Spannung zwischen der Unabhängigkeit durch Erwerbsarbeit und der Abhängigkeit aufgrund der familialen Verantwortung beschrieben. Dabei wird deutlich, dass sich die Frauen mit doppelter Lebensplanung "auch in der Familienphase als eine Frau mit einem Beruf wahrnehmen". Da sie sich nicht als Abhängige verstehen, tragen sie zu einem Deutungswandel des gesellschaftlichen Stellenwertes von Familienaufgaben bei. (ICG)
Die Autorin geht in ihrem Beitrag zur Dienstleistungsarbeit im Haushalt der Frage nach, wo die Grenze zwischen privater Lebensführung und öffentlicher Sphäre in Zukunft gezogen wird. Sie stellt dabei folgende Hypothese auf: Während auf der einen Seite die institutionellen Grundlagen der privaten Erledigung von Haushaltsarbeit sich nur wenig verändern, verlieren ihre kulturellen Grundlagen an Bedeutung und führen zu einem neuen Bedarf an haushaltsbezogenen Dienstleistungen. Die sichtbare Nachfrage nach Haushaltsdienstleistungen ist nur die "Spitze des Eisbergs" eines weit umfangreicheren Bedarfs, der sich aus den Anforderungen der post-industriellen Erwerbsarbeit ebenso ergibt wie aus der Modernisierung der Lebensführung von Frauen. Dieser Bedarf tritt jedoch bisher nicht als Nachfrage auf und weder der Staat noch der Markt entwickeln ein differenziertes Dienstleistungsangebot. Eine Nachfrage nach haushaltsbezogenen Dienstleistungen kann erst dann entstehen, wenn es der kulturelle Rahmen der Lebensführung erlaubt, die Grenze zwischen privat und öffentlich zu überschreiten. (ICI2)